Glanz und Gloria aus Karton

Interview mit Walfried Fehse, Hersteller, Autor und Modellbauer

In einer Buckauer Ausstellung, mitten im Gewusel, sehe ich Kleinserien-Hersteller und Modellbauer Walfried Fehse hinter seinen stattlichen Modellen. Über die roten Klinkerfassaden seiner Karton-Stationen hinweg erzählt mir der sympathische Magdeburger, wie er Autor und Kleinserienhersteller wurde und was ihn bei seinen Konstruktionen antreibt. 

Autor Walfried Fehse
Autor Walfried Fehse

Herr Fehse, wie wird man denn Architekt solcher Karton-Bauten? 

 

Das war ein ziemlich langer Weg. Als Kind fand ich das geschäftige Treiben am Ackenburger Bahnhof in Sachsen-Anhalt toll. Ich staunte oft noch vor seiner Fassade, während der Bahnwärter schon zum Einsteigen mahnte. Eine Modellbahn stand bei mir damals auch im Zimmer. Später baute ich mit Begeisterung Scheuer-und-Strüver-Modelle. Nur dass die Bahnanlage in Ackendorf zunehmend verfiel, sah ich lange mit Wehmut. Vor ein paar Jahren, nach meiner Tätigkeit im Finanzbereich eines Immobilien-Unternehmens, entdeckte ich den Kartonmodellbau wieder, mein altes Hobby aus Seefahrtstagen. Meine Frau fand mein erstes eigenes Karton-Streckengebäude dann viel individueller als meine früheren Bauten aus fertigen Ausschneidebögen und Plastik. Und auch meinem Bruder, ebenfalls Modellbahner, gefiel mein Karton-Bahnhof Ackendorf gut. Na ja, dann war es irgendwie nicht mehr möglich, ihn als Geheimnis in meinem Hobbykeller zu hüten. Das war auch der Zündfunke für MaKaMo.

 

... und einem reichen Kartonmodell-Angebot für nur wenige Bahnhofsliebhaber? 

 

Unter den mittlerweile 24 Modellen sind auch Wassertürme, Stellwerke, Lokschuppen und andere Bahnbetriebsgebäude zu finden. Die Liebe zu Bahnbauten ist auch in groß erstaunlich. So werden ja einige der Modell-Vorbilder noch mit Herzblut von Privateigentümern gepflegt. Käufer alter und oft sehr verfallener Bahnimmobilien nehmen Mühen und finanzielle Investitionen in Kauf, um sie selbst zu nutzen oder für andere wieder zu öffnen. Auch in manchem Keller fachsimpeln Modelleisenbahner nicht nur über Bahnen, Gleisanlagen und Signaltechnik, sondern auch über Details ihrer Architektur-Zwerge. Eine aktive Modellsport-Szene, die meine Modelle ebenso bauen kann, nicht zu vergessen. 

 

Was fasziniert sie besonders an der Architektur Preußens?

 

Mir gefällt sie wegen ihrer geraden Formen und zurückhaltenden Farbgestaltung. Das macht sie auch auf vielen Modellbahn-Anlagen einsetzbar. 

 

Wo finden Sie ihre Vorbilder?

 

Es gibt kein Patentrezept. Manchmal bin ich unterwegs und sehe ein interessantes Gebäude. Dann recherchiere ich in Archiven nach historischem Material. Fotografiere das aktuelle Aussehen der Objekte, rechne maßstabsgerecht, designe, probiere und baue selbst und entwickle so den Bogen für das Modell. Aus diesem Prozess ergibt sich auch der individuelle und trotzdem authentische Charakter der MaKaMo-Kartonmodelle. Man braucht am Ende nur noch ein bißchen Spaß am Bauen und auf der eigenen Anlage lebt Bahngeschichte weiter. Oft erhalte ich auch Empfehlungen anderer Modellbauer und Modelleisenbahner. 

 

Sind Sie auch für andere Regionen offen? 

 

Bei der Konstruktion meines Modelles Jöhstadt, einer ehemaligen Station im Sächsischen Schmalspurnetz, habe ich auch Lust auf die Architektur Sachsens bekommen. Bei mehrfachem Interesse anderer Modellbauer entwickele ich gern auch noch weitere Modelle nach Sächsischem Vorbild. Die Entwicklung eines Modellbogenentwurfes und dessen Test bis zum Vertrieb sind ja doch recht aufwändig. 

 

Was empfehlen Sie noch ungeübten Bau-Anfängern? 

 

In so einem Bau-Projekt steckt immer auch die eigene Persönlichkeit. Ungeduldige sollten sich mit dem alten Spruch "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen." motivieren und auf jeden Fall weiter machen. Und mit jedem gebauten Modell steigt auch die eigene Perfektion und Erfahrung. Der Lohn der Mühe ist eine besonders plastische Erscheinung, die meine Kartonmodelle am Ende nicht mehr wie ein typisches Papiergebäude wirken lassen. Die Freude darüber, ein solches detailreiches Modell komplett selbst geschnitten, geklebt und hier und da auch noch gesupert zu haben, ist nicht zu unterschätzen.  

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Und Ihr eigenes Lieblingsmodell in Karton? 

 

Noch immer Bahnhof Ackendorf.

 

Die Unterhaltung führte S.Fehse.